Am 3. Oktober 2020 wird der Dokumentarfilm „Nummer 387 – Verschwunden im Mittelmeer“ (ARTE) in Dutzenden von Städten in Frankreich, Deutschland, Italien und der Schweiz gezeigt. Dies am Jahrestag des Schiffbruchs vor der Küste Lampedusas. Auf die Filmvorführung folgt eine 30-minütige Diskussion mit einer Mitarbeiterin von SOS MEDITERRANEE.
ZUM HINTERGRUND
Das Schiffsunglück vor Lampedusa, SOS MEDITERRANEE und der Film Nummer 387:
Bei einem schrecklichen Schiffsbruch vor Lampedusa in der Nacht vom 3. auf den 4. Oktober 2013 verlieren 366 Menschen ihr Leben. Die Bilder der Hunderten von Särgen erschüttern Italien und Europa. In Folge dieses Schiffbruchs initiiert Italien die Operation „Mare Nostrum“ („unser Mittelmeer“). Schiffe der Marine und Küstenwache retten im folgenden Jahr, über 150.000 Menschen. Aufgrund fehlender Unterstützung durch die Europäische Union stellt Italien die Operation im Oktober 2014 ein. Trotz des Fehlens von Rettungsschiffen auf See fliehen Menschen weiterhin aus Libyen. Das Resultat: Mehrere tausend Männer, Frauen und Kinder ertrinken beim Versuch das Mittelmeer zu überqueren.
Am 18. April 2015 kentert im zentralen Mittelmeer ein Holzboot. Mehr als 1.000 Menschen sterben, nur 28 Personen überleben. Es handelt sich um die größte maritime Tragödie, die sich jemals im Mittelmeer ereignet hat.
„Nummer 387 – Verschwundene im Mittelmeer“
Der Dokumentarfilm „Nummer 387 – Verschwundene im Mittelmeer“ zeichnet den Weg der Menschen nach, die sich für die Wiederherstellung der Identität derjenigen einsetzen, die an jenem 18. April ihr Leben verloren. Forensische Anthropologen, Spezialisten humanitärer Hilfe, Forscher, Überlebende – die Protagonisten des Films bestehen aus einer Reihe Menschen, die gegen das Vergessen arbeiten und sich dafür einsetzen, den Familien der Opfer Antworten zu geben.
Die Internationale Organisation für Migration (IOM) hat seit 2014 mehr als 20.000 Menschen als im Mittelmeer vermisst gemeldet. 20.000 Namen, von denen die überwiegende Mehrheit in den Tiefen des Mittelmeers verschwunden ist. Was geschieht mit diesen Toten? Wer benennt sie? Wie versuchen Mütter, Väter, Schwestern und Brüder ihre vermissten Familienangehörigen zu finden? Nummer 387 nimmt uns mit auf diese Suche in das Herz einer humanitären Katastrophe.
SOS MEDITERRANEE
Empört über das Sterben im Mittelmeer gründeten europäische Bürger*innen – zunächst in Deutschland und Frankreich – im Frühjahr 2015 SOS MEDITERRANEE. Ihr Ziel: ein Rettungsschiff chartern. Im Jahr 2016 wird SOS MEDITERRANEE Italien gegründet, gefolgt von SOS MEDITERRANEE Schweiz im Jahr 2017.
In den 5 Jahren seines Bestehens hat das Team von SOS MEDITERRANEE mit den Rettungsschiffen Aquarius und Ocean Viking 31.799 Menschen gerettet. Neben dem Leben retten hat sich SOS MEDITERRANEE ebenfalls zum Ziel gesetzt, die Situation im Mittelmeer zu bezeugen und derjenigen zu gedenken, die die Flucht über das Mittelmeer nicht überlebt haben oder als vermisst gelten. Für dieses Bezeugen an Land setzen sich fast 900 Freiwillige in Deutschland, Frankreich, der Schweiz und Italien ein. Bei zahlreichen Veranstaltungen sensibilisieren sie die Öffentlichkeit für die Geschichten der Geretteten und die humanitäre Tragödie im zentralen Mittelmeer.
An diesem symbolischen Datum, dem 3. Oktober 2020, 7 Jahre nach dem Schiffsunglück vor Lampedusa, möchten wir mit dieser Filmkooperation den Toten gedenken und den Lebenden, die weiterhin über das Mittelmeer aus der lybischen Hölle fliehen, ein Gesicht geben. Im Anschluss des Dokumentarfilms sprechen Freiwillige von SOS MEDITERRANEE über die anhaltend dramatische Situation im zentralen Mittelmeerraum.